Atlantic Council

Der Atlantic Council ist eine in der Öffentlichkeit vergleichsweise unbekannte, aber außergewöhnlich gut vernetzte Schaltstelle. Dahinter stehen diejenigen, die in den Medien stets als »die internationale Gemeinschaft« firmieren, die man aber auch weniger wohlwollend als »das Imperium« bezeichnen könnte. Außerdem stellt der Atlantic Council eine führende NATOfreundliche Washingtoner Denkfabrik dar.

Gegründet 1961, hat der Council mittlerweile die transatlantische Elite fest versammelt. Zu seinem internationalen Beraterstab gehören Josef Ackermann, die ehemaligen Staatschefs von Spanien und Polen, Zbigniew Brzezinski, die Chefs der Rüstungskonzerne Lockheed Martin und EADS, Medienzar Rupert Murdoch sowie eine große Zahl weiterer Wirtschaftsführer.

 

Finanziert wird er von all denjenigen, die transatlantisch investieren, aber auch von vielen Regierungen. Zu den Hauptsponsoren, die 2014 mehr als 100 000 Dollar gaben, zählen zum Beispiel Airbus, der Ölmulti Chevron, die Deutsche Bank sowie der Rüstungsriese Lockheed Martin. Weitere Finanziers sind etwa der globale Vermögensverwalter Blackstone, der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg, Waffenhersteller Raytheon sowie Coca-Cola. Allein die Spitzengruppe der privaten Unterstützer spendierte 2014 mehr als 3,5 Millionen Dollar. Ergänzt wird deren Sponsoring durch Gelder von Stiftungen wie Bertelsmann, Carnegie und Rockefeller sowie Regierungen, unter anderem der USA, Kanadas, Schwedens, Großbritanniens, Kuwaits und der Vereinigten Arabischen Emirate. Weitere Gelder fließen dem Council direkt von der Nato und der Europäischen Kommission zu.

 

Dieser Atlantic Council koordiniert einen globalen Konsens, der direkt auf »Wahrheiten« beruht, die niemand hinterfragen darf. Als a priori »gut« gelten dabei etwa der Freihandel, der Westen und auch die Ausdehnung des Systems (Hegemonie der USA).Um DAS geht es dabei.

 

Ziel scheint es vor allem zu sein, die intellektuelle Meinungsführerschaft in diesen Fragen zu bewahren. Dazu werden ununterbrochen Konferenzen und Gespräche mit Politikern, Militärs, Fachleuten und Journalisten organisiert. Moderiert werden sie häufig von Frederick Kempe, einem Journalisten, der das Tagesgeschäft beim Council leitet und der zuvor 25 Jahre für dasWall Street Journalgeschrieben hat. Letztlich ist das Netzwerk auch ein großer PR-Apparat, der stets bestrebt ist, die Ansichten der Sponsoren auf eine so geschickte Art zur herrschenden Meinung zu machen, dass der Anschein entsteht, es handle sich um das Ergebnis einer kontroversen und offenen Debatte.

 

Auf Council-Veranstaltung wird zB. immer wieder darauf hingewiesen, Moskau destabilisiere die Ukraine, um sich das Land unterzuordnen – also genau das, was der Westen mithilfe eines gewaltsamen Machtwechsels (Maidan) bereits selbst getan hatte. Für einen Psychologen wäre das wohl ein klarer Fall von Projektion:

Man unterstellt dem Gegenüber, was man selbst längst verbrochen hat, um den Zwiespalt zwischen eigenem moralischen Anspruch und Wirklichkeit zu kaschieren.

 

Wer nach einem Austausch mit dem Atlantic Council aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland zurückkomme, sei in der Regel ein »Believer« (so Ursi van der Leyen).Um solchen Glauben zu festigen, veranstaltet der Atlantic Council auch regelmäßig internationale Events und verteilt bei diesen Gelegenheiten jährlich Auszeichnungen, so zum Beispiel den Preis für »hervorragende Führerschaft« in Washington, den Preis für den »globalen Bürger« in New York oder den »Freiheitspreis« im polnischen Breslau. Wer sie bekommt, hat sich verdient gemacht um die Ziele der Elite.Im April 2014 erhielt EU-Präsident José Manuel Barroso einen solchen Preis bei einem großen Galadinner in Washington.

 

Was also ist der Atlantic Council? Auf den ersten Blick wirkt er fast wie eine offizielle staatliche Institution, allein wegendes Namens, der sich leicht mit dem North Atlantic Council der Nato verwechseln lässt, dann auch wegen der vielen direkt und indirekt beteiligten aktiven Politiker, sowie schließlich aufgrund des Sponsorings durch zahlreiche Regierungen.

 

De facto aber ist hier ein privater Lobby-Verein vollständig mit der Politik verschmolzen. Es hat wenig Sinn, die private Einflussnahme am Council zu bemängeln: Sie ist der Kern des Ganzen. Es ist eine Struktur entstanden, die oberhalb von Regierungen schwebt, die Amtsträger einlädt, empfängt und assoziiert, die Diskussionen lenkt und die Medien (natürlich auch die deutschen) mit Experten und Material versorgt. Merkel darf eine Laudatio halten, Barroso bekommt einen Preis, die Brzezinskis geben Empfehlungen, Nuland und von der Leyen stellen sich vor, hören zu und fragen nach. Die Sponsoren selbst bleiben dezent im Hintergrund.

 

(Aus dem Buch „Wir sind die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren“ (Auszug aus dem Kapitel ‚Atlanti Council‘) von Mathias Bröckers & Paul Schreyer)

 

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